Räume, die sich möglichst flexibel nutzen lassen, stehen künftig hoch im Kurs.
In den vergangenen Monaten haben wir bedingt durch die weltweite Pandemie wesentlich mehr Zeit zuhause verbracht als sonst. Wenn sich Leben, Arbeiten, Lernen nur noch in den eigenen vier Wänden abspielen, beeinflusst das unsere Sicht auf die eigenen Wohnbedürfnisse gehörig. War Urbanität lange Zeit das Maß aller Dinge, liebäugeln nach dem Lockdown im Frühling selbst eingefleischte Stadtmenschen mit dem Häuschen im Grünen, wo der Garten bei Bedarf auch zur Selbstversorgung genutzt werden kann. Oder soll es doch lieber ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in der Stadt sein, wo man auf die Unterstützung der Nachbarschaft zählen kann? Die Frage, wie wir künftig wohnen wollen, treibt auch Zukunfts- und Trendforscher um. Eine Übersicht über die wichtigsten Wohntrends der Zukunft.
Multifunktionalität
Klein, aber fein lautete die Devise vieler Immobilienentwickler. Das Angebot an Klein- und Mikrowohnungen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und vor allem für Singles attraktiv. Während der Ausgangsbeschränkungen fiel allerdings vielen von ihnen die Decke auf den Kopf: Denn was abends zum Entspannen zuhause taugt, ist untertags für Homeoffice nur bedingt geeignet. Umso wichtiger, dass Räume multifunktional nutzbar sind und über die entsprechenden Grundrisse verfügen. Möglich wird das etwa durch flexible Wandsysteme, um bei Bedarf aus dem Wohnzimmerbereich ein eigenes Zimmer für das Büro abzuzwacken oder bei Familienzuwachs zwei Wohnungen miteinander zu verbinden.
Freiraum für alle
Gehören Sie auch zu den Menschen, die während der Ausgangsbeschränkungen mit dem Auto ins Grüne flüchteten, um zumindest kurz den eigenen vier Wänden zu entfliehen? Glücklich, wer in dieser Situation über Freiflächen wie Balkon, Terrasse oder gar ein Eigengärtchen verfügt. Damit diese auch tatsächlich zur Entspannung genutzt werden, bedarf es allerdings in Hinkunft durchdachter Planung: Sie sollen auch in Mehrfamilienhäusern ein Mindestmaß an Privatheit garantieren. Sitzt man gefühlt in der Auslage oder befindet sich der Balkon über einer stark befahrenen Straße, wird er allenfalls als erweiterter Abstellraum genützt. Künftig auch verstärkt mitgedacht werden muss die Gestaltung des öffentlichen Raums: Denn schon mehr Grün vor den Fenstern senkt den Stresspegel der Bewohner und wird daher auch in der Stadt verstärkt nachgefragt.
Gemeinsam statt einsam
Der Traum vom Haus im Grünen oder der großzügigen Wohnung in der Stadt platzt vielfach beim Blick auf das Konto. Die Preise für Immobilien sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen und machen es mitunter notwendig, sich auch mit einer geringeren Quadratmeteranzahl zufrieden zu geben. Immer wichtiger werden daher Flächen, die gemeinsam von der Hausgemeinschaft genützt werden können: sei es der gemeinsame Dachgarten, wo jede Wohnung über ein eigenes Hochbeet verfügt, oder eine großzügige Gemeinschaftsküche, die gebucht wird, wenn es einmal eine große Freundesrunde zu bewirten gilt. Ein willkommener Nebeneffekt: eine starke Nachbarschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt.
Alles an einem Ort
Auch wenn wieder in Büros gearbeitet werden darf: Die Zahl derer, die freiwillig fünf Tage die Woche an den Arbeitsplatz zurückkehren, schrumpft. Und auch Unternehmen erkennen, dass sie aufgrund des verstärkten Homeoffices künftig weniger Flächen benötigen. Umso wichtiger für Berufstätige, dass sie im unmittelbaren Wohnumfeld alles vorfinden, was sie zum Leben und Arbeiten brauchen. Damit schlägt die Stunde der Wohnquartiere, denn sie vereinen im Idealfall multifunktionale Wohnungen mit Grünraum, zahlreichen Flächen, die gemeinschaftlich genutzt werden können, optimale Infrastruktur etwa durch Leihautos und -fahrräder, Geschäfte des täglichen Bedarfs und Co-Working-Spaces. Vor allem Letztere erleichtern Remote-Workern, die zuhause über kein eigenes Büro verfügen, das Arbeitsleben enorm. Nicht nur in Ballungszentren, auch am Land werden verstärkt Co-Working-Spaces entstehen, die tägliche lange Anfahrtswege ins Büro obsolet machen.