Zinshäuser sind eine Rarität am Immobilienmarkt undgerade deshalb so gefragt – in Zeiten der Pandemie mehrdenn je.
An bester Adresse in einem Wiener Innenbezirk, mit einerprachtvollen, gegliederten Fassade, einem herrschaftlichenPortal. Dahinter ein schmuckes Entrée mit besonderen Detailswie einem Marmorboden und Lustern: So sieht der Traum einesjeden Immobilieninvestors aus. Wenn dann auch noch dieliquiden Mieter der herrschaftlichen Altbauwohnungenzuverlässig ihren Zins entrichten, ist das Glück perfekt. Doch bisman ein solches immobiles Gustostückerl sein Eigen nennt, kannes dauern. Denn Zinshäuser sind ein rares Gut,dementsprechend hoch sind die Preise – im Gegensatz zu denRenditen. „Diese stehen bei einem solchen Investment allerdingsnicht mehr so stark im Fokus der Anleger. Der Andrang istdennoch viel größer als sonst“, weiß der WienerZinshausspezialist Markus Arnold von Arnold Immobilien.
Sicherer Hafen
Derzeit liegen die Renditen in den Wiener Innenbezirken beiunter 2%, während die Preise bei rund 3.000 Euro proQuadratmeter starten. Im Durchschnitt muss man aber mit rund4.000 Euro rechnen. Soll es eine Immobilie im 1. Bezirk sein,schrumpft die Rendite auf gerade einmal 1%. Wer den Schrittüber den Gürtel bei Durchschnittspreisen von 3.000 Euro wagt,dem winken zwischen 2 und 3% Rendite. Warum sich der Kaufdennoch lohnt? Ein Zinshaus ist ein sicherer Hafen für Ihr Geld –gerade in unsicheren Zeiten. „Die Renditen sind immer nochhöher als die Bankzinsen, und die Immobilie selbst steigt überdie Jahre an Wert – genauso wie das Bild an der Wand, an demman sich erfreut“, sagt Michael Schmidt, Geschäftsführer von3SI Immogroup. Wenn dennoch die Rendite ausschlaggebend fürdie Kaufentscheidung ist, raten Experten dazu, auch dieLandeshauptstädte ins Visier zu nehmen. So erzielt man etwa inGraz gut und gern eine 3- bis 4-prozentige Rendite.
Doch welche Faktoren gilt es beim Kauf zu beachten?
Lage, Substanzwert der Immobilie, Rendite und Ertragspotenzialsind entscheidend. Wobei Letzteres an dieEntwicklungsmöglichkeiten eines Zinshauses gekoppelt ist. Istetwa ein entsprechend großer Dachboden vorhanden, der einenDachgeschoßausbau zulässt – und ist der Ausbau überhaupterlaubt? Kann man die darunterliegenden Wohnungen sanierenund damit ihre Mietzinskategorie anheben? Dann wirft einZinshaus langfristig gesehen höhere Erträge ab. „Beim erstenZinshausinvestment traut sich das aber kaum ein privater Käuferzu. Sie setzen daher auf fertige Schmuckstücke“, so MichaelSchmidt. Komme aber ein zweites dazu, entflamme oft dieLeidenschaft. Viele Investoren würden dann selbst unter dieImmobilienentwickler gehen, weiß Branchenkollege MarkusArnold.
Drum prüfe, wer sich lange bindet
Doch ganz gleich, welche Variante man wählt, um Expertenratkommt man nicht herum. Und oft auch nicht an die passendeImmobilie, denn viele Objekte werden auf diesem äußerstdiskreten Markt gar nicht erst inseriert. Es macht daher Sinn,sich bei ernsthaftem Interesse an einem solchen Investmentgleich direkt an spezialisierte Makler zu wenden. Profis vomBausachverständigen bis zum Steuerexperten stehen mit Rat undTat zur Seite, wenn man sich schlussendlich in ein bestimmtesZinshaus verliebt hat. Mit ihnen gemeinsam sollte man die
inneren Werte unter die Lupe nehmen: Hält die Bausubstanz,was sie verspricht, oder muss gröber saniert werden? SchonDach, Keller und Stiegenhaus geben einen ersten Aufschluss überden Zustand des Hauses. Und ein Blick auf die Zinsliste zahlt sichaus, schließlich bedeuten säumige Mieter einen Mietentgang.Hat man allerdings vor dem Kauf seine Hausaufgaben gemachtund darf das immobile Schmuckstück endlich sein Eigennennen, freut das auch noch die Kinder und Enkerl. Denn einZinshaus hat bleibenden Wert für Generationen.
„Die Renditen sind immernoch höher als dieBankzinsen, und dieImmobilie selbst steigt überdie Jahre an Wert – genausowie das Bild an der Wand, andem man sich erfreut.“
Foto: Arnold Immobilien
Foto: 3SI Immogroup
Renditen stehen laut Zinshaus-ExperteMarkus Arnold derzeit nicht mehr so starkim Fokus.
Für Zinshaus-Profi Michael Schmidt zähltvor allem die Wertsteigerung eines Objekts.