Wie das SpidermanUniversum zu höchstenHollywood-Ehren kam
Kristin mit Regisseur Peter Ramsay (l.) und Animation Supervisor Josh Beveridge (r.) Foto: Privat
Für ihre Animationskunst erhielten Kristin Müller und ihrSony-Team nicht nur den Oscar.
Hagenbergs Digital Arts Absolventin Kristin Müller machte bei der letztenOscar-Verleihung fast genauso große Sprünge wie Spiderman – vorFreude darüber, dass sie und ihr Team von Sony Imageworks die begehr-te goldene Statuette entgegennehmen durften. Denn „Spider-Man: Intothe Spider-Verse“ räumte bei der Gala in Los Angeles den AcademyAward in der Kategorie „Animated Feature Film“ ab. Und bescherte Sonydamit den ersten Oscar dieser Art, der bisher meist an Disney (Pixar)ging.
Ein Meilenstein auch für Kristin, die ihr „Handwerk“ am Masterstudien-gang Digital Arts in Hagenberg perfektionierte. „Nach meinem Bachelorin Medieninformatik an der FH Harz wollte ich mich in VFX, Animationund Fotografie vertiefen, was Digital Arts bot. Das Studium an der FH OÖund vor allem die motivierten ProfessorInnen erweckten in mir auch dieLiebe für den Animationsfilm wieder“, so die gebürtige Deutsche ausSachsen-Anhalt.
Der Animationskunst blieb sie nach Studienabschluss treu – mit Arbeitenfür Blue Zoo und Mikros Animation in London und ihr Lieblingsstudio,Sony Imageworks, in Vancouver, Kanada.
Mit dem Oscar war übrigens noch nicht genug der Auszeichnung für„Into the Spider-Verse“ als bester animierter Film! Es gesellten sich auchder Golden Globe der Hollywood Foreign Press Association, der Bafta derBritish Academy of Film and Television und der Annie der InternationalAnimated Film Association dazu.
„Wir wurden damit nicht nur für die beste Animation ausgezeichnet, son-dern auch dafür wie der Film generell aussieht“, sagt Kristin Müller undfreut sich Teil des größten Animationsteams gewesen zu sein, das SonyPictures Imageworks je für ein Projekt aufgestellt hat. Insgesamt 170AnimatorInnen arbeiteten in der Endphase an „Spider-Man: Into the Spi-der-Verse“.
Im Team von Josh Beveridge in Vancouver, Kanada, arbeitete Kristin ambesonderen Look des Filmes, den sie so beschreibt: „Er orientiert sichnicht an üblichen Kinderfilm-Klischees. Und es ist nur jeder zweite Frameanimiert, wodurch ein bestimmter Comic-Effekt entsteht, der den Looksehr künstlerisch aussehen lässt.“
Als größte Herausforderung dabei nennt die 29-Jährige: „Vom smoothenDisney-Stil zu einem sehr artistischen zu wechseln. Ich musste lernen,alles kantiger und comicartiger zu animieren. Aber es hat viel Spaßgemacht.“
Aktuell animiert Kristin für den Film „Over the Moon“ von Regisseur GlenKeane, den sie einen ihrer Vorbilder nennt. Keane hat als Character Ani-mator für Disney-Hits wie „Arielle“, „Aladdin“ und „Tarzan“ gearbeitet.
Und als Nächstes am Programm: idealerweise, zwischen all den Projek-ten, ein Exkurs in die Lehre, um ihr Wissen weiterzugeben, und das viel-leicht in Hagenberg. Zurück zu den Wurzeln also!
Hass-Postings auf der Spur
Tina Schuh (Foto Mitte) untersuchte für ihreMasterarbeit in Interactive Media, wie aggressivePostings maschinell per Algorithmus erkanntwerden können. Dafür zeichnete sie die Österrei-chischen Computer Gesellschaft mit dem För-derpreis (2.000 Euro) aus.
Gelobt wurde von der Jury die hohe Aktualitätund gesellschaftspolitische Bedeutung der Mas-terarbeit. Insgesamt untersuchte die Oberöste-reicherin 1.000 Postings, die zu Online-Artikelnenglischsprachiger Zeitungen wie der New YorkTimes und auf Breitbart und Infowars erschie-nen, sowie 6.000 Kommentare aus Wikipedia-Diskussionen.
Die 36-Jährige analysierte die Kommentare anhand von 68 eigens definierten Merkmalen. „Ich warneugierig, ob es strukturelle, grammatikalische oder stilistische Muster gibt, die typisch für aggressiveSprache sind“, sagt sie. Herausforderungen in der Datenaufbereitung – wie künstlich langgezogeneVokale oder neumodische Slang-Ausdrücke der Internet-Community – dienten dabei ebenso als spezi-fische Merkmale.
Die gewonnenen Erkenntnisse fasst Schuh leicht ironisch folgendermaßen zusammen: „Um einen bei-spielhaft aggressiven Kommentar (auf Englisch) zu schreiben, empfiehlt sich ein großzügiger Umgangmit Schimpfwörtern, verfasst in aller Kürze, unter Verwendung von subjektiven Wörtern, die eine negati-ve Perspektive vermitteln. Wörter mit mehr als sieben Buchstaben sollten tunlichst vermieden werden,ebenso Abschweifungen in die Vergangenheit. Satzzeichen beschränkt man idealerweise auf Rufzei-chen. Eine stets aktivierte Feststelltaste rundet das Gesamtpaket ab…“
Auch nach dem Studienabschluss blieb Schuh ihrem Thema treu. Als Forscherin im Bereich Text Mi-ning an der Uni Passau untersucht sie E-Mail-Konversationen auf ihr Aggressivitätspotenzial hin.
Foto: Privat
Titanische Special Effectsfür Avengers-Blockbuster
Foto: VES
Digitale Zauberei für SuperheldInnen bescherte Sabine Laimerdas Ticket zur Hollywood-Galanacht.
Millionen KinobesucherInnen kennen Sabine Laimers Arbeit. Sie hat alsCompositor für Hits wie Harry Potter, Batman und Avengers Spezialeffek-te kreiert und digitale Feen, Monster und dergleichen erschaffen.
Im Februar erhielt die Absolventin des Hagenberger Studiengangs Medi-entechnik und -design in Beverly Hills einen der renommiertesten inter-nationalen Preise für visuelle Effekte: den VES, kurz für Visual Effects So-ciety, Award.
Laimer und ihr Team wurden für ihre Arbeit am Film Avengers: InfinityWar in der Kategorie „Outstanding Compositing in a Photoreal Feature“ausgezeichnet.
„Es war bereits eine spannende Sache, nach Los Angeles zu den Awardszu fliegen. Dass wir auch noch gewinnen, hätte ich mir nie erträumen las-sen“, sagte die gebürtige Pergerin.
Dass sie es von Hagenberg nach Zwischenstationen in Sydney, Vancou-ver und London bis ins Weta Digital Studio von Peter Jackson in Welling-ton, Neuseeland, schafft wohl auch nicht. 2012 bewarb sich Laimer mitihrem Mann bei Weta, um an „The Hobbit“ zu arbeiten.
„Als Herr-der-Ringe-Fan war das immer ein großes Ziel für mich. Wir er-hielten zunächst einen Zweimonatsvertrag und haben uns dann in dasLand verliebt“, so die 36-Jährige. Nun lebt Laimer bereits seit sieben Jah-ren mit ihrem Mann und Tochter Millie in Wellington.