Wie man nach einem Innovations- und Produktmanagement-Studium zum Leiter eines boomenden Beautyunternehmens wird–diese spannende Story kann DI (FH) Hannes Freudenthalererzählen.
Als Freudenthaler nach seiner HTL-Ausbildung mit dem Studium Innova-tions- und Produktmanagement an der FH OÖ in Wels beginnt, hat er sichnoch nie Gedanken darüber gemacht, warum sich Frauen die Augenbrau-en zupfen oder wozu man Wachsstreifen einsetzt. Sein Karrierewegscheint in eine ganz andere Richtung zu gehen: Freudenthaler heuertschon während seines Studiums beim Kühl-Experten Hauser an. Späterwechselt er ins Marketing beim Filter-Hersteller Scheuch, dann wird erTeil des Teams von Trodat-Stempeln. Der entscheidende Moment fürseine spätere Karriere als Unternehmens-CEO kommt erst, als ihm dieeigene Schwiegermutter eine Erfindung vorstellt: Die Visagistin hat Kalt-wachsstreifen für die Augenbrauen entwickelt. Eine augenöffnende Idee!
Von einer Idee zum Produkt und zur Marke
In Europa handelt es sich bei der Erfindung um eine absolute Novität, eineschnellere und sauberere Alternative zur Pinzette. Die Idee dahinter istgenial einfach: Alle Augenbrauen sind zwei Drittel ansteigend, ein Drittelabfallend – ganz nach dem goldenen Schnitt, der Künstler schon in derAntike beschäftigte. Deswegen lassen sich die Schablonen an alle Au-genbrauen anlegen. „Die Augenbrauen sind der Rahmen des Gesichts“,erklärt Freudenthaler, „schöne, natürliche Augenbrauen sind weltweit einBeautymerkmal!“
Aber es sollen noch fast zwei Jahre mit Tests und Gesprächen mit Pa-tentanwälten vergehen, bevor die Augenbrauen-Wachsstreifen 2015 un-ter dem Firmennamen andmetics in die Regale der Drogeriemärkte kom-men. 2017 erhält das Unternehmen einen Bekanntheitsschub durch eineTeilnahme bei der Erfolgsshow „2 Minuten 2 Millionen“, man wird nun beiallen großen Ketten wie dm, Bipa oder Müller gelistet. „Es ist eine großeHürde, dort reinzukommen, und noch eine größere, drinnen zu bleiben!“,erzählt Freudenthaler. Inzwischen wurden zwischen 10 und 15 Millionender Streifen verkauft.
Von Traun in die Welt
Mit fünf MitarbeiterInnen sitzt Freudenthaler als CEO von andmetics imOffice in Traun. Bis Ende des Vorjahres kümmerte er sich dort auch umdie Geschäfte des Software-Unternehmens presono, das er erfolgreichgegründet hatte. Inzwischen ist er nur noch Gesellschafter und konzen-triert sich ganz auf die Unternehmensexpansion von andmetics. In 60Ländern bekommt man die Produkte derzeit, darunter inzwischen auchEnthaarungsstreifen für Body, Bikini, Ohren, Nase und Oberlippe oder Au-genbrauen-Farben. In den USA werden andmetics-Artikel im Sortimentvon Walmart geführt. „Für uns sind aber auch jene Länder besonders in-teressant, in denen ein großer Schönheitskult herrscht, zum Beispiel imOsten, in Russland, in Teilen von Asien“, berichtet Freudenthaler. Dortwird ungleich mehr für Beauty-Produkte ausgegeben als im DACH-Raum, wo andmetics die Nummer 1 ist. Um die Beauty-affine Zielgruppeglobal zu erreichen, geht andmetics Kooperationen mit Beauty-Bloggernein und investiert in die Auftritte bei Facebook und Instagram – dort allei-ne folgen dem Unternehmen hunderttausend Beauty-Interessierte.
Manager ohne Slim-fit
andmetics wird neben runtastic immer wieder als eines der Top-Start-ups Österreichs in den Medien genannt – ein Erfolg, der nicht mit High-Tech-Produkten, sondern mit guter Planung und überlegtem Marketingzustande kam.
„Ich hatte nicht damit gerechnet, ausgerechnet in der Beauty-Branche zulanden!“, sagte Freudenthaler rückblickend. Und eigentlich passt er alseher kräftiger, bodenständiger Mann auch gar nicht dort hinein. „Ich tragenicht Slim-fit und bin nicht stundenlang im Badezimmer“, lacht er. Aberwenn er bei Kundenterminen die Enthaarungsstreifen an sich selbst vor-führt, sieht man: Mit seinem Produkt identifiziert er sich eben doch.