Diese vier AbsolventInnen haben in Österreich Arbeitgefunden. Das gelingt leider noch nicht alleninternationalen Studierenden ...
Vor 18 Jahren war sie einmal in Mitteleuropa. Und es hat ihr gefallen.Ausgestattet mit einem Stipendium ihres Heimatlandes Kolumbien reistMaría José Molina MSc viele Jahre später nach Oberösterreich um ihrenMaster in Innovation and Product Management machen zu können.Nachdem sie daheim die letzten fünf Jahre bereits gearbeitet hatte, istsie plötzlich wieder Studentin. „Ich war die Älteste meines Studiengangs“,erzählt sie, „aber es war toll Leute aus aller Welt kennenzulernen, persön-liche Kontakte zu auch in Südamerika bekannten Firmen wie BMW odervoestalpine zu knüpfen!“
Wels öffnet sich der Welt
Innovation and Product Management war der erste englischsprachigeMaster-Studiengang, mit dem die FH in Wels 2012 begann, vermehrt in-ternationale Studierende wie María Molina anzuziehen. In den letzten sie-ben Jahren ist viel geschehen: Fünf internationale Studiengänge gibt esinzwischen, der Anteil internationaler Studierender hat sich bei etwa 20Prozent eingependelt. „Wir haben Studierende aus 70 Herkunftsländernauf fünf Kontinenten hier“, berichtet Mag. Kamilla Trubicki vom Interna-tional Office an der FH in Wels. So sehr alle das internationale Flair an derFH schätzen und laufend Erfolgsgeschichten geschrieben werden, Trubi-cki kennt auch die Problematiken, mit denen sich Studierende aus demAusland auseinandersetzen müssen: „Für Drittstaatenangehörige gibt esgenaue Regelungen für den Arbeitsmarktzugang, der Arbeitgeber musssich um die rot-weiß-rote Karte bemühen. Vielfach werden daher Öster-reicherInnen bevorzugt, weil der Prozess bekannt ist.“
Motorräder und Windräder
Grant Pringle MSc war bei seiner Jobsuche sehr erfolgreich: Nach demStudium Automotive Mechatronics & Management, für das der Südafri-kaner nach Wels gekommen war, bekam er eine Stelle bei KTM. „Das istschon ein Traumjob“, erzählt Grant, „ich bin jeden Tag von Motorrädernumgeben und kann mein Wissen aus dem Studium anwenden, um sieweiter zu verbessern!“ Grant weiß aber auch, dass es nicht für alle Inter-nationale so gut läuft: „Als Nicht-Österreicher hat man sowohl dieSprachbarrieren, als auch viele kulturelle Unterschiede, die man überwin-den muss.“
Das sieht auch der Inder Akshay Kumbhar MSc so, der seinen Master inSustainable Energy Systems absolvierte und heute bei der EcothermAustria GmbH als Sales- und Export-Manager tätig ist: „DeutscheSprachkenntnisse sind das Wichtigste, das internationale Studierendehier brauchen! Besitzt man diese und ist in seinem Bereich kompetent,kann man hier aber gut Karriere machen!“ Kumbhar möchte in Österreichso viel wie möglich lernen, bevor er irgendwann nach Indien zurückgeht,um an Projekten rund um Erneuerbare Energien mitzuarbeiten.
Gekommen, um zu bleiben
„Viele Firmen erkennen die Benefits, die internationale Studierende mit-bringen“, erklärt Trubicki, „die BewerberInnen bringen Marktwissen ausdem Heimatland mit und haben ein Gespür für interkulturelle Themen!“Gegenüber von Job-AnwärterInnen direkt aus dem Ausland kann manbei internationalen AbsolventInnen der FH außerdem sicher sein, dass siegut ausgebildet sind, sie bereits die Kultur und Sprache kennen und in derRegel auch hier bleiben wollen. „Was uns leid tut“, sagt Trubicki, „ist,wenn unsere internationalen Studierenden keine Stelle finden und zumBeispiel nach Deutschland abwandern.“ Das schmerzt mehr, als wenninternationale Studierende nach dem Studium oder ersten Berufserfah-rungen zurück in die Heimat gehen. Die RückkehrerInnen tragen zumweltweiten Österreich-Netzwerk bei. Sie berichten daheim von ihren Er-fahrungen, pflegen Kontakte nach Österreich, kooperieren vielleicht mitheimischen Unternehmen.
Ein Glück, hier zu sein
Eine Rückkehr in seine Heimat – das ist für den Syrer Abdulnaser AlhafariBSc derzeit kaum vorstellbar. Er hat in Österreich eine zweite Heimat ge-funden und ist dem Land – und der FH in Wels – in Dankbarkeit verbun-den: „Ich kam über die Balkan-Route als Flüchtling nach Österreich. Wäh-rend ich auf meine Aufenthaltsgenehmigung wartete, hörte ich, dass dieFH in Wels Studienplätze für Internationale anbot. Ich bewarb mich fürElectrical Engineering – und wurde aufgenommen!“ Die erste Zusam-menarbeit des Syrers mit einem österreichischen Unternehmen fand im
Rahmen seines Berufspraktikums bei Trench Austria statt, in-zwischen arbeitet er an seiner Masterarbeit bei Sprecher Auto-mation. „Ich habe so viel von der Nähe zwischen der FH undden Unternehmen profitiert“, sagt Alhafari, „wer im Studium ei-nen guten Eindruck macht, wird auch einen beruflichen Einstiegfinden!“
Praktikum als Karrierestart
Die Bedeutung der ersten praktischen Erfahrungen betont auchKamilla Trubicki: „Ein Berufspraktikum zu finden, ist für interna-tionale Studierende oft eine Herausforderung. Aber dann führtes für viele gleich zum ersten Job!“
So war es auch bei María Molina. Aus einem Masterpraktikumbei GREINER wurde eine Vollzeitanstellung im Innovationsma-nagement. In einem kleinen Team prüft sie neue Technologienund Ideen auf ihr Potential für ihr Unternehmen. „Bei uns ist essicherlich kein Nachteil, international zu sein – aber man darfsich auch keine Sonderbehandlung erwarten!“ Heißt: Deadlinessind Deadlines, und sprachlich muss man sattelfest sein. Mittel-fristig will Molina an der Johannes Kepler Universität Linz ihreDissertation schreiben, in etwas fernerer Zukunft kann sie sichauch vorstellen, nach Kolumbien zurückzugehen und auf einerUni in Bogota zu unterrichten. „Ich bin mit einem Stipendiumnach Österreich gekommen, ich will meinem Land etwas zu-rückgeben“, sagt sie.
International Facts
Campus Wels
-Outgoings 2018: 202
-Incomings 2018: 211
-Internationale Regulärstudie-rende 2018/19: 420
-20 % internationale Studieren-de aus rd. 70 Ländern
-Auslandssemester und -prakti-ka möglich
-5 Internationale Studiengänge:
-Automotive Mechatronics &Management (MSc)
-Electrical Engineering (BScund MSc)
-Innovation and Product Ma-nagement (MSc)
-Sustainable Energy Systems(MSc)
-100+ Partnerhochschulen welt-weit für Auslandssemester und-praktika