Wir sind nicht vernünftig. Das zeigt die Krisewieder deutlich. Viele Menschen sind finan-ziell von der Pandemie betroffen und zu-gleich bereit, mehr Geld fürs Wohnen aus-zugeben. Viel mehr, als bislang üblich ange-nommen, eine Wohnkostenbelastung vonbis zu 40 Prozent wird akzeptiert, wie eineseriöse Untersuchung des Instituts derdeutschen Wirtschaft Köln ergab. Sie be-wies auch, was derzeit gerne von allen Me-dien nachgeplappert wird: dass sich dieMenschen nach Einfamilienhäusern sehnen.Fakt ist aber, dass im letzten Jahr die An-zahl der Käufe von Einfamilienhäusern umrund 10 Prozent zurückging. Vielleicht garnicht so schlecht, denn weniger Boden zuversiegeln schaffen wir eher durch Verdich-tung als mit Zersiedlung.
Und haben uns die Makler und Bauträgernicht alle erzählt, dass die Städte so argwachsen und es viel zu wenige Wohnungengäbe? Auch hier sind Fakt und Fantasiezwei Paar Schuhe. Die Zahlen der Bauträ-gerdatenbank Exploreal besagen, dass dieWohnungsproduktion in Wien schon seit2018 die aufgrund des Bevölkerungswachs-tums erwartbare Nachfrage deutlichübersteigt.
Sollte der ländliche Raum mit Haus-Garten-Glasfaser-Idylle tatsächlich ein Revival er-fahren, verfallen die provinziellen Ortszen-tren noch mehr. Die gleichen Berater, dievor Jahren dem Gemeinderat absurdeFachmarktzentren am Ortsrand eingeredethaben, klopfen derzeit wieder bei den Bür-gerInnenmeisterInnen an, um einen Bera-tungsauftrag zur Belebung der Innenstädtean Land zu ziehen.
Dabei ist die Stadt gar nicht so schlecht. In-novative Konzepte für urbanes Bio-Lebenund für die Verbindung von Arbeit und Woh-nen gibt es, das zeigt die InternationaleBauausstellung Wien mit dem Schwerpunkt„Neues Soziales Wohnen“ eindrucksvoll. Al-lein, dass es einen neuen Gemeindebau mitverschiebbaren Möbeln gibt, die als Trenn-elemente von Räumen eingesetzt werdenkönnen. Oder Wohnungen mit extra Zugangzu Arbeitszimmern, zuschaltbare Mikrobü-ros, Maisonetten mit Arbeitsateliers. Dasalles bei günstigen Mietkonditionen. DieStadt hat weiters gelernt, dass Altersheimenicht wie früher irgendwo ins Nirgendwoverbannt werden dürfen, sondern ein Teilder Durchmischung sein müssen. Ein Pro-jekt in der Seestadt bringt Ältere, Studie-rende und Alleinerziehende unter einemDach zusammen. Geplant sind dann Oma-Dienst, Wohnbuddys und eine Helpbase. AmLand würden solche Modelle scheitern.
Klar, der Hund hätte im eigenen Bobo-pro-vinziellen Garten mehr Auslauf. Müsstenicht sein, das Haustier, das in der Stadt je-denfalls selten genug Platz hat, aber mei,sie sind halt so herzig. Emotionen schlagenVernunft. Aber das macht uns halt aus, undich finde das gar nicht so schlecht. Wir wä-ren sonst tatsächlich auf rein logische, ma-schinelle Muster reduzierbar. Und vielleichtgibt es ja mit hoch rentierenden Coronahun-dehotels bald eine neue Anlagemöglichkeitfür findige Kapitalisten.
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