Mit der Kraft der Daten, mit neu gedachtenGeschäftsmodellen und cleveren Ideenverändern Unternehmen dieImmobilienwirtschaft. Ein Update.
Zocken und die Bauindustrie – das passt gut zusammen.Wobei nicht risikoreiche Daumen-mal-Pi-Kalkulationengemeint sind, sondern Computerspiele, also Gaming. Hu-bert Rhomberg, Chef des Rhomberg-Bau-Imperiums, er-zählte auf einem kleinen, exquisiten Branchentreffen die-sen Sommer in Kitzbühel, wie er diese Technik zum Wett-bewerbsvorteil und zum Wissenstransfer zwischen denGenerationen verwendet: Mittels CAD- oder BIM-Datenund ergänzenden Drohnenflügen schafft Rhomberg im In-frastrukturbau einen digitalen Zwilling einer Baustelle.Der erfahrene, aber kurz vor der Pensionierung stehendePolier steuert mit 3D-Brille am Kopf und Gaming-Stick inder Hand durch diese virtuelle Welt und spielt die Bau-stelle gewissermaßen nach. Er bedient jene Maschinen,die auch in echt eingesetzt werden, er verbraucht das Ma-terial, das benötigt wird etc. Auf diese Weise optimiert erdie Abläufe. Neben ihm sitzen ein paar Junge, ebenso eine3D-Brille übergestülpt. Das taugt ihnen, es ist ihre Welt,und darum spielen sie an einem Nachmittag gleich dreiBaustellen durch – Erfahrung, für die sie sonst Jahrebräuchten.
Für die echten Baustellen gibt es dann Standardprozesse,die zuerst genauso individuell simuliert und optimiertwerden. Im Hintergrund läuft wie eine Zähluhr mit, wel-che Maschinen wann wie lange gebraucht werden, wieviel Material vonnöten ist etc. „Der Kunde bekommt dasVideo auf einem Stick, damit er weiß, wie wir bauen“, er-klärt Rhomberg. Das könne ihm auch niemand so leichtnachmachen, nicht einmal Google, weil: „Das Kern-Know-how des Bauens steckt in den Köpfen der Mitarbeiter.“ Indiesem Sinne ist auch zu verstehen, wenn der Vorarlber-ger absichtlich pointiert meint: „Konkurrenz ist was fürLoser. Wer Konkurrenz hat, muss sich fragen, warum.“
Mietprozess komplett digital
Was uns gleich mal zu der mitbewerbsdichten Brancheder Immobilienmakler bringt. Noch schlimmer: Viele wol-len ja gar keinen Makler. Man nehme eine Wohnungnicht wegen, sondern trotz des Maklers, hört man immeröfter. Das ist keine Neuigkeit, aber dass es in Österreichnun rein digitale Mietmöglichkeiten gibt, schon. AndreasDorner und Anita Körbler haben mit trovato die Vermitt-lung einer Mietwohnung auf komplett digitale Füße ge-stellt: „Sobald man eine gewünschte Mietwohnung aufder Website gefunden hat, bucht man den Besichtigungs-
termin online, besichtigt mittels AirKey-Code in Ruheselbst und unterzeichnet das Mietanbot“, erzählt AnitaKörbler. Über trovato spare sich der Mieter 50 Prozentder Provision, er zahlt somit nur eine Bruttomonatsmiete.Identitätsnachweis, Selbstauskunft, Einkommensnach-weis und Bonitätsprüfung – alles läuft automatisiert undonline. Hilfreich auch, dass der Mieter in der App Schrittfür Schritt durch den Prozess geführt wird – mit der Usa-bility, die man von Apps gewohnt ist, und die – könntenböse Zungen sagen – ist oft besser als bei manch chaoti-schen Real-Dienstleistern. Ein ganz ähnliches Service bie-tet orea an. Es ist laut Eigenbeschreibung ein Online-Makler, der kein Makler ist. Das Prinzip ist wie bei trova-to, alles wird online erledigt. Kosten hier: 299 Euro. LautCo-Founder Alexander C. Penkner werden künftig zweiImmobilienholdings aus Deutschland und Österreich aufdie Dienste von orea für die Vermarktung einer dreistelli-gen Anzahl an Wohnungen zurückgreifen.
Abgeber keilen
Bottimmo hingegen will die Makler unterstützen. Es ver-spricht Abgeber-Leads und stellt Maklern einige Tools zurVerfügung, wie man an die Objektabgeber gelangt. Darun-ter befinden sich Ratgeber zu diversen Themen (wie Leib-rente, Wohnen im Alter, Sanierung einer Immobilie …),Immobilienbewertungstools und Call-back-Buttons, dieals Link oder iFrame in Mail-Funnels stecken oder andereLandingpages ergänzen. Die einzelnen Produkte sind zen-tral in einem Cockpit verknüpft und steuerbar.
Alte Hasen
Nicht nur neue Start-ups zeigen mit frischen Ideen auf,auch die alten Hasen beweisen, dass Ideen und Innovatio-nen zu einem zunehmend wichtigen Wettbewerbsvorteilwerden. Das in der österreichischen Immobilienwirt-schaft wohl bekannteste Innovations-Unternehmen istIMMOunited. Durch die digitale Aufbereitung von Grund-buch- und Kaufvertragsdaten hat das Unternehmen überdie Jahre einen richtigen Industriestandard geschaffen.Mit vorhandenen Daten hat Mastermind Roland Schmidmit seinen Mitarbeitern einen beachtenswerten Fächervon hilfreichen Services und Produkten geschaffen, dar-unter IMMOmapping (geografische Visualisierung vonKaufverträgen), IMMOstats (statistische Auswertung vonTransaktionen) und IMMOfarming (Informationen ausdem österreichischen Grundbuch zeitgemäß und über-sichtlich aufbereitet). Für die Bewertung von Immobilienwurde zusätzlich der Service IMMOvaluation entwickelt.Dank IMABIS kann auch der Online-Immobilienangebots-markt übersichtlich analysiert werden. Was kann da nochkommen? Das jüngste, Ende September vorgestellte Pro-dukt nennt sich IMMOdeveloper, ist eine Bauprojektda-tenbank und liefert Informationen zu Wohnbauprojekten.Es soll einen Überblick über den Markt, einzelne Regio-nen, Projektphasen sowie Objektpreise liefern und so Ak-quisechancen für das Maklergeschäft ermöglichen.
Automatisierung – da geht noch was!
Ebenfalls schon „alt“ und noch kein bisschen oldschool:die Maklersoftware onOffice. Über 30.000 Anwender ver-wenden sie, 2001 wurde das Unternehmen gegründet.Aber da geht noch was, denn die meisten reizen die Soft-ware nicht mal annähernd aus, wie Firmengründer undAlleineigentümer Stefan Mantl sagt: „Mit der Softwarelassen sich eigentlich so viele Prozesse in der Akquiseund Vermarktung automatisieren – von der Bewertungüber die Terminvergabe für Besichtigungen bis hin zurProvisionsabrechnung. Das Potenzial wird noch von rechtwenigen ausgeschöpft, macht die Maklerunternehmenaber natürlich extrem effektiv.“ Trotzdem kommen per-manent neue Features, etwa neue Funktionen wie Vi-deochats, virtuelle Begehungen etc. während der Corona-Zeit. Von Rezession keine Spur. 20 neue Mitarbeiter wur-den seit Jänner 2021 aufgenommen, Büros in Turin undZagreb eröffnet. Somit ist das eigenfinanzierte und inha-bergeführte Familienunternehmen in Deutschland, Öster-reich, der Schweiz, Slowenien, Italien und Spanien vertre-ten. Innovation kennt keine Krise.
Der erfahrene, aber kurz vor derPensionierung stehende Poliersteuert mit 3D-Brille am Kopfund Gaming-Stick in der Handdurch die virtuelle Baustelle.Die Jungen schauen zu.
1. Ideenwettbewerbder Immobilien-branche
Gute Ideen braucht das Land! Und dieImmobilienbranche! Darum hatIMMOunited den 1. Ideenwettbewerb derImmobilienbranche ausgerufen. Auf dieerstplatzierte Idee warten 10.000 EuroPreisgeld und eine Reise nach Marbella. ImZuge dieses Ideenwettbewerbs könnenkreative Köpfe – von Branchenneulingenund Studierenden bis hin zu etabliertenKennern – ihre Ideen zur Zukunft derBranche einreichen. „Die Menschen undInnovationen von heute prägen die Welt vonmorgen. Darum ist es so wichtig, einePlattform zu schaffen, wo neue Ideenentstehen und diskutiert werden können.Das IMMOunited Innovation Lab bietetdafür die optimale Möglichkeit“, wirbtRoland Schmid, Eigentümer undGeschäftsführer der IMMOunited.
Details:
-Einreichungsfrist: 23. 8. – 17. 10. 2021
-Gewinn: eine gemeinsame Reise nachMarbella (voraussichtlich imNovember, abhängig von möglichenpandemiebedingten Einschränkungen)und einmalig 10.000 € für dieerstplatzierte Idee
-Alle weiteren Informationen rund umden Wettbewerb gibt es unter